„Die Könige der Welt sind alt
und werden keine Erben haben.
Die Söhne sterben schon als Knaben,
und ihre bleichen Töchter gaben
die kranken Kronen der Gewalt.
Der Pöbel bricht sie klein zu Geld,
der zeitgemäße Herr der Welt
dehnt sie im Feuer zu Maschinen,
die seinem Wollen grollend dienen;
aber das Glück ist nicht mit ihnen.
Das Erz hat Heimweh. Und verlassen
will es die Münzen und die Räder,
die es ein kleines Leben lehren.
Und aus Fabriken und aus Kassen
wird es zurück in das Geäder
der aufgetanen Berge kehren,
die sich verschließen hinter ihm.“

Rainer Maria Rilke. „Das Stunden-Buch.“

„Die Gasse begann von allen Seiten zu riechen. Es roch, soviel sich unterscheiden ließ, nach Jodoform, nach dem Fett von pommes frites, nach Angst. Alle Städte riechen im Sommer.

Und sonst? ein Kind in einem stehenden Kinderwagen: es war dick, grünlich und hatte einen  deutlichen Ausschlag auf der Stirn. Er heilte offenbar ab und tat nicht weh. Das Kind schlief, der Mund war offen, atmete Jodoform, pommes frites, Angst. Das war nun mal so. Die Hauptsache war, daß man lebte. Das war die Hauptsache.“

Rainer Maria Rilke. „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge.“

Grauer Karton vor der Supermarkttür

22.02.2011 Grauer Karton hängt vor dem Supermarkt Traurig schwankt die Glastür an ihm vorbei Die Menschen schrammen hindurch Mit Wägen und gefüllten Taschen aus Plastik Sie drängen voll Mühe und Eile hinaus Sie treten gegen das Glas, voller Schwung Nehmen Anlauf, werfen sich gegen die Tür Und dem nächsten prallt sie hart ins Gesicht

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