Schon wieder Donnergrollen und die Schindeln fallen von den Dächern. Ich sitze in meinem Wohnzimmer und halte respektvoll Abstand vom Fenster, hinter dessen Schutz ein Schauspiel mich gleichzeitig erschreckt und fasziniert. Es ist Sommer und im grauen Deutschland ziehen die Gewitter über den Himmel. Gerade habe ich den Fernseher ausgemacht. Hatte mich die erste Hälfte des siegreichen Deutschlandspiels auch in Euphorie versetzt, sorgten die in kurze Minuten gepressten Schreckensnachrichten aus der Welt, die der Tagesthemenmoderator mit einem bitteren Lächeln wieder in die zweite Halbzeit verabschiedet hatte, doch dafür, dass ich, schon ob der Absurdität dieses visuellen Vergleichs auf dem Bildschirm, den Fernseher ausschalten musste.
Ich weiß nicht, warum ich das türkische Wasser trinke, dass mir der Kioskbesitzer immer verkauft und auch nicht weshalb es billiger sein soll als das aus regionaler Quelle, welches es teuer im Bioladen gibt.
Aber ich stürze es mit einem Schluck herunter als handele es sich um einen im Hals brennenden Schnaps.
Das Gewitter beruhigt sich langsam. Ich trete ans Fenster, schaue in die noch junge Nacht, denke kurz an die Selbstmordraten, die aktuell höher sind, als die der Verkehrstoten und freue mich darüber, dass ich neuerdings ein Auto besitze. Selbstmordraten. Was für ein Wort.