Textarbeit im Seminar Orte & Worte
an der Kunsthochschule für Medien Köln

Die Weite des Himmels. Und nur ein Schild ragt in ihn rein.
Ein Schild bedeutet eine helle Plane, aufgespannt.
Von nur zwei Stäben festgehalten und gestreckt.
Fest geschnürt und fest gekurbelt.
Würde man sie strenger ziehen, drohte sie zu reißen.

Ich muss an eine Streckbank denken, die mit unendlicher Geduld das Opfer malträtiert. Mit jedem Zuge überzeugt und wissend, dass sie ihre Antwort schon nach einer Zeit erlangen werde.
So hängt das Schild, die Plane, hoch im Himmel. Kein noch so starker Wind mag sie zum flattern bringen. Er ist zu schwach um sie mitsamt
dem metallenen Gerüst zu Fall zu bringen.

Stellt solche Bank nicht immer eine Frage?
Will sie nicht ein Geständnis oder tief verborgenes Geheimnis hören?
Was könnte das Gerüst von seinem Schild erfragen?

Was will es so verzweifelt wissen, dass es dem Ding aus festem Plastik solche Qual bereiten muss?
Man sollte meinen, jener Zweck, für den das Schild dort aufgestellt war, müsst die Antwort sein. Man sollte denken, was in großen Lettern, werbend auf zu hellem Grund prangt, sei die ganze Aussage, die diese Plane in die Welt
schreien kann.
Aber warum, wenn jene Werbeschrift nun alles ist, was wir auf einem Schild verstehen sollen. Warum liegt sie dann auf der Streckbank,
wird verzerrt und ausgequetscht.
Bis zum letzten Tropfen Farbe. Von Wind und Wetter arg zerschunden.

Ich weiß es nicht.
Und was auf ihr geschrieben steht, kann ich von hier nicht lesen.
Sicher aber ist, in allen Fällen, die ich kenne,
dass sie mit eisern Willen hängen bleibt, kein Wort mehr spricht als auf ihr steht und ihrer Folter niemals nachgibt, bis sie dann doch vom Wind zerreißt oder einfach ausgeblichen und vergilbt herab genommen wird.
Platz macht für das nächste Opfer und das nächste aktuelle Schild.